Kurz vor Weihnachten letzten Jahres berichteten die Medien über die Verurteilung eines sehr alten Menschen: Die 97-jährige Irmgard F. wurde für schuldig befunden, im Konzentrationslager Stutthof bei Danzig, wo sie von 1943 an als Sekretärin des Lagerleiters arbeitete, Beihilfe zum Mord von 10 500 Menschen geleistet zu haben. Sie bekam zwei Jahre Haft auf Bewährung. Eine Frage ging jedoch im Trubel des Nachrichtengeschäfts unter: warum erst jetzt? Warum dauerte es über 70 Jahre, bis es die deutsche Justiz schaffte, die Mithelfer des organisierten Massenmords für ihre Taten zur Rechenschaft zu ziehen? Eine sehr klare und auch für Nichtjuristen verständliche Aufklärung liefert ein Dokumentarfilm, der zwei andere Stutthof-Prozesse begleitete. Das Regisseurinnen-Trio Sabine Lamby, Cornelia Partmann und Isabel Gathof bringt Licht ins Dunkel, ohne Wut, bewundernswert sachlich und zugleich sehr berührend.
Es ist begeisternd, mit welcher Akribie und Klarheit die Regisseurinnen die Geschichte der NS-Prozesse in der Bundesrepublik Deutschland auffächern und beleuchten. Als Ausgangspunkt dient das Hamburger Verfahren gegen Bruno Dey, das sie zurückhaltend, aber mit großem Erkenntnisinteresse und viel Empathie begleiten. FBW