»NEW ORDER« beginnt bereits mit Bildern die andeuten, worauf alles hinauslaufen wird, und in denen sich die Farbe Grün als rätselhaftes Leitmotiv herausstellt. Grün ist auch das Wasser gefärbt, das im luxuriösen Bad einer Oberschichtvilla plötzlich aus dem Wasserhahn kommt - ein böses Omen, das die Hausherrin sehr wohl zu deuten weiß. Dennoch feiern die reiche Familie und ihre zahlreichen Gäste eine Hochzeit. Während draußen die Proteste der armen Leute eskalieren, hat man sich in Schale geworfen, trinkt Champagner, gönnt sich ein Näschen Koks und tauscht sich über die Geschäfte aus. Dann geht alles sehr schnell: Mit dem Eindringen der grün bemalten Aufständischen in das Anwesen nimmt pures, schreckliches Chaos seinen Lauf. Der Hass auf die Reichen entlädt sich hier wie anscheinend im ganzen Land - die gesellschaftliche Ordnung zerfällt im Zeitraffer.

Michel Francos dystopischer Sozialthriller NEW ORDER wurde 2020 mit dem Grossen Silbernen Löwen der Jury der Filmfestspiele von Venedig ausgezeichnet. In seinem fesselnden verstörenden Film versinkt eine verschwenderische Oberschicht während eines unerwarteten Aufstands der Unterschicht im Chaos und weicht in der Folge einem gewaltsamen Staatsstreich und dem Zerfall von Recht und Ordnung.

Sein Film sei eine Warnung, sagt Michel Franco. Ein Mahnmal, die Wachsamkeit niemals aufzugeben, und eine Welt zu erschaffen, in der zwei Seiten nicht gegeneinander ausgespielt werden können. Dem Faschismus entzieht man nur durch soziale Gerechtigkeit den Nährboden.