Die große Freiheit soll in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg angekommen sein, doch die Unterdrückung betrifft immer noch bestimmte Bevölkerungsgruppen. Paragraph 175 stellt Homosexualität unter Strafe. Große Freiheit, gefeiert auf den Filmfestspielen von Cannes, handelt von der tiefen Beziehung zweier Männer: In der Doppelzelle lernt Hans den lebenslang einsitzenden Viktor kennen. Ein Lüftchen kann genügen, um diesen Mann hochgehen zu lassen. Für den "175er" scheint er zunächst nur Verachtung übrig zu haben. Und doch kommt er nicht umhin, Respekt zu empfinden für die stille Rebellion seines Gegenübers. Ein existenzieller Rhythmus entsteht. Der eine sitzt lebenslänglich im Gefängnis, während der andere immer wieder hineinkommt. Der eine hat ein Verbrechen begangen, für das er büßen muss, der andere will sich für sein Menschsein nicht als Verbrecher fühlen. Mit den Augen des einen sieht man die Spuren des Alterns beim anderen. Etwas entsteht, ganz langsam, mit Blicken, Zeichen der stummen Übereinkunft, durch Körper, die in der Enge der Zelle vertrauter werden, sich näherkommen. Der Österreicher Sebastian Meise spannt mit "Große Freiheit" einen weiten Bogen: Er erzählt von der "Stunde null", die in der Strafjustiz offenbar eine Zeit des Stillstands war, aber auch von der Lockerung des Paragrafen 175 im Jahr 1969, als das Totalverbot der Homosexualität aufgehoben wurde.
Bist du im Besitz des Kulturpasses?
Dann kannst du diesen Film kostenlos darüber buchen: